„Wir sind bereit“: Krefeld will Olympia in die Region Rhein-Ruhr holen – Stadtverwaltung und Stadtsportbund stellen gemeinsamen Fahrplan vor

„Dafür sein ist alles!“: Diese leichte Abwandlung des olympischen Mottos gilt in den kommenden vier Monaten als Aufforderung für die Bevölkerung an Rhein und Ruhr. Bis zum 19. April 2026 soll sich eine möglichst breite Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in den 17 beteiligten Städten zur Ausrichtung der Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 bekennen. Ein klares Votum wäre hilfreich, um sich im nationalen und internationalen Bewerberfeld durchzusetzen.

 

Unter den Städten, die das internationale Sportereignis erstmals in die Region holen möchten, will auch Krefeld eine gute Rolle spielen. „Wir waren von Anfang an Teil dieser Bewegung“, sagt Stadtdirektor und Sportdezernent Markus Schön, der am Mittwoch in der Yayla-Arena den Fahrplan für das ehrgeizige Projekt vorstellte. „In der Sportregion Nr. 1 in Deutschland ist Krefeld ein wichtiger Standort. Wir hatten über die vergangenen Jahrzehnte jede Menge erfolgreiche Olympioniken. Wir sind bereit und spüren großen Rückenwind für unsere Bewerbung.“

 

Taekwondo und Rollstuhlrugby in der Yayla-Arena

Dass Köln in der vergangenen Woche zur „Leading City“ für die Spiele an Rhein und Ruhr gekürt wurde, empfinden die Verantwortlichen in Krefeld als folgerichtig. Dem Enthusiasmus tut das keinen Abbruch. „Taekwondo und Rollstuhlrugby, die für uns ausgewählt wurden, sind sehr spannende Sportarten“, betont Oliver Klostermann, Leiter des Fachbereichs Sport und Sportförderung. „Beide sind etabliert bei Olympia und seit 25 Jahren fester Bestandteil der Spiele.“ Im Taekwondo kam 2024 sogar die Europameisterin aus Deutschland. „Zwei Vereine in Krefeld bieten den Sport ebenfalls an.“ Auch Rollstuhlrugby passe gut ins Konzept, weil Krefeld beim Thema Inklusion im Sport seit Jahren einen klaren Schwerpunkt setzt. Im Taekwondo würden auch die Medaillenränge in Krefeld ausgefochten – inklusive der Verleihung der olympischen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen.

 

Im Stadtsportbund (SSB) hat die Stadt Krefeld einen begeisterten Mitstreiter für die Olympia-Bewerbung gefunden. „Ich war 1972 als 21-jähriger Sportstudent in München dabei“, erzählt SSB-Vorsitzender Jochen Adrian. „Später habe ich die Initiative ‚Jugend trainiert für Olympia‘ in Nordrhein-Westfalen geleitet. Mich begleitet das Thema mein Leben lang.“ Aus persönlicher Erfahrung weiß Jochen Adrian, wie die Spiele die Menschen mitreißen können. „Wenn es gelingt, Olympia hierher zu holen, würde das der ganzen Region einen riesigen Schub geben.“

 

67.000 Mitglieder in Sportvereinen mobilisieren

„Alle im Sport haben Bock darauf, dass Olympia in die Region kommt“, sagt auch Jens Sattler, Geschäftsführer des SSB, der die 67.000 Mitglieder in Krefelds Sportvereinen für den Bürgerentscheid mobilisieren möchte. Neben den Wettbewerben, die hier stattfinden, werde man auch mittelbar von Olympia im Rheinland und Ruhrgebiet profitieren. „Ich bin ganz sicher, dass zum Beispiel Hockeymannschaften oder Ruderer in Krefeld trainieren werden. Wir bieten hier gute Bedingungen für viele olympische Sportarten.“

 

Die lange Vorlaufzeit für die möglichen olympischen Wettkämpfe hat nach Auffassung von SSB-Vorstandsmitglied Siegfried Thomaßen weitere Vorteile. „Kinder, die heute noch nicht geboren sind, werden zu den Spielen gehen. Andere, die jetzt im Verein trainieren, können vielleicht sogar Teilnehmer werden. Diese Vision von Olympia kann für viele zum Ansporn werden.“ Auch die Infrastruktur in der Region werde sicher im Vorfeld Olympischer Spiele besonders gestärkt.

 

Als Standort für den Krefelder Teil der Spiele wurde die Yayla-Arena ausgewählt. „Olympia ist ein sehr emotionales Ereignis – und Emotion ist das, was wir hier täglich erzeugen“, sagt Paul Keusch, Geschäftsführer der Seidenweberhaus GmbH. „Nach heutigem Stand ist unsere Arena schon jetzt olympiatauglich. Mit den neuen Eishallen in der Nachbarschaft wird sich die Infrastruktur im Umfeld noch weiter verbessern.“ Der gebürtige Österreicher Paul Keusch und der Bayer Markus Schön kämpfen zusammen für Olympia an Rhein und Ruhr: „Was soll da noch schiefgehen?“, sagt Markus Schön.

 

Der erste Schritt, um sich im nationalen Bewerberfeld neben München, Hamburg und Berlin zu behaupten, ist der Ratsbürgerentscheid am 19. April 2026. Bereits am 20. November hat der Stadtrat den formalen Weg dafür freigemacht. In der Sitzung am 11. Dezember soll nun der Beschluss folgen, den Entscheid zu Olympia tatsächlich durchzuführen. Die Verwaltung hat dafür schon Vorbereitungen getroffen. Die Abstimmung soll ausschließlich per Briefwahl möglich sein. Dazu werden alle Wahlberechtigten ab 16 Jahren Post bekommen. Ab 9. März können sie mit „Ja“ oder „Nein“ zur Olympia-Bewerbung abstimmen. „Wir kämpfen gemeinsam für eine breite Zustimmung“, sagt Markus Schön. „Ich bin sicher: Ein solch positives Ziel würde auch der Stimmung im Land richtig gut tun.“